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04.11.2022

Infektionsrisiko durch Legionellen in Trinkwasserinstallationen bei energiesparendem Betrieb

Das Gesundheitsamt Hildesheim informiert:

Der Wunsch Energie einzusparen, macht auch vor dem Trinkwasser nicht halt. Einige Betreiber einer Trinkwasserinstallation versuchen mithilfe kreativer Ideen wie z. B. der zeitweisen Reduzierung der Temperatur vom Warmwasser, die Energiekosten zu begrenzen, ohne die daraus resultierenden Konsequenzen zu bedenken. Während man bei reduzierter Raumtemperatur friert, besteht bei zu niedrigen Warmwasser-Temperaturen eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesundheit und sogar das Leben der Nutzer des Wassers. Zudem können aus der Reduzierung der Warmwasser-Temperaturen des Trinkwassers nicht unerhebliche Folgekosten resultieren. Das Gesundheitsamt erklärt die Zusammenhänge und die richtige Vorgehensweise.

Warum darf die Warmwassertemperatur nicht einfach abgesenkt werden?
Ein Absenken der Warmwassertemperatur am Trinkwassererwärmer auf weniger als 60°C stellt ein erhöhtes Risiko für eine Vermehrung von Legionellen innerhalb der Trinkwasserinstallation dar. Damit steigt die Gefahr einer Infektion durch Legionellen für die Trinkwassernutzer.

Was sind Legionellen und welches Gesundheitsrisiko besteht?
Die natürlicherweise im Wasser vorkommenden Legionellen sind Bakterien, die an sich keine Gefährdung der Gesundheit der Nutzer bedeuten. Bei Wassertemperaturen zwischen 25°C und 50°C in der häuslichen Trinkwasserinstallation besteht jedoch ein Risiko auf Vermehrung der Legionellen. Durch das Einatmen von mit Legionellen belasteten Aerosolen - sehr feine Wassertröpfchen -, die z.B. beim Duschen, Besprühen von Blumen oder beim Einsatz elektrischer Luftbefeuchter entstehen, gelangen die Bakterien in die Lunge und können zu einer grippeähnlichen Erkrankung bis hin zu einer schweren, potenziell tödlich verlaufenden Lungenentzündung führen. Erst ab einer Wassertemperatur oberhalb von 55°C ist kein Wachstum von Legionellen mehr möglich. Das reguläre Trinken von mit Legionellen belastetem Wasser ist grundsätzlich nicht gesundheitsgefährdend.
Diese und weitere Informationen zu Legionellen sind im Ratgeber des Robert-Koch-Instituts zu finden: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Legionellose.html

Welche technischen Vorgaben dienen der Vermeidung von Legionellen?
Um das Risiko einer Vermehrung von Legionellen möglichst gering zu halten, sind in Trinkwasserleitungen Temperaturen zwischen 25°C und 55°C zu vermeiden. Entsprechende Vorgaben finden sich in verschiedenen technischen Regelwerken. Dort ist beschrieben, dass Warmwasser in Trinkwasserleitungen, in denen Wasser zirkuliert, eine Temperatur von 55°C nicht unterschreiten darf. Das bedeutet, dass am Austritt des zentralen Trinkwassererwärmers dauerhaft eine Temperatur von mindestens 60°C zu gewährleisten ist. Die Temperatur von 60°C ist erforderlich, um den Temperaturverlust des Warmwassers von bis zu 5°C beim Zirkulieren durch die Trinkwasserinstallation zu berücksichtigen, bevor das Wasser in den Warmwasserbereiter zurückfließt.

Der Betreiber einer Trinkwasserinstallation hat für eine ausreichend hohe Temperatur des Warmwassers von mindestens 55°C zu sorgen. Er ist auch dafür verantwortlich, dass weitere maßgebliche technische Regeln beim Betrieb der Trinkwasserinstallation eingehalten werden.

Wie kann der Verbraucher der Vermehrung von Legionellen vorbeugen?

  • „Wasser muss fließen!“ Jede Entnahmestelle in Küche, Badezimmer, Gäste-WC etc. sollte täglich genutzt werden. Spätestens alle 48 Stunden sollten das Kalt- und das Warmwasser mindestens eine Minute laufen.
  • Fehlender Wasserfluss über 72 Stunden ist zu vermeiden. Sollte sich dies im Einzelfall nicht vermeiden lassen, sollte anschließend das Wasser bei ganz geöffnetem Wasserhahn so lange fließen, bis die Wassertemperatur konstant bleibt.
  • Die Trinkwasserinstallation sollte auf Mängel in der Wärmedämmung der Kalt- und Warmwasser führenden Leitungen sowie der Armaturen und des Trinkwassererwärmers kontrolliert und ggf. instandgesetzt werden.

Worauf hat der Betreiber einer Trinkwasserinstallation zu achten?

  • Der Betreiber einer Trinkwasserinstallation ist verpflichtet, die Vorgaben der Trinkwasserverordnung einzuhalten und gesundheitlich unbedenkliches Trinkwasser den Verbrauchern zur Verfügung zu stellen. Eine Absenkung der Warmwassertemperatur unter 55°C innerhalb einer Trinkwasserinstallation ist zu vermeiden. Denn die Überschreitung des technischen Maßnahmewertes für Legionellen nach Trinkwasserverordnung erhöht das Risiko einer Gesundheitsgefährdung der Nutzer durch Legionellen.
  • Zirkulationssysteme sind so zu betreiben, dass die Temperatur im Warmwassersystem um nicht mehr als 5°C gegenüber der Austrittstemperatur des Trinkwassererwärmers von 60°C unterschritten wird. Hinweis: Eine Abschaltung der Zirkulationspumpe führt zur Unterschreitung der geforderten Systemtemperatur.
  • Eine sogenannte „Legionellenschaltung“ soll das Legionellenwachstum kontrollieren, indem der Warmwasservorrat periodisch (z. B. einmal täglich) auf mehr als 60 °C aufgeheizt wird. Derartige Anlagen sind nicht geeignet, eine effektive Konzentrationsminderung der Legionellen sicherzustellen.
  • Eine Trinkwasserinstallation ist regelmäßig durch Fachpersonal auf die Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik zu kontrollieren.

Auswirkung einer Temperaturabsenkung in einer Trinkwasserinstallation
Eine aufgrund einer Temperaturabsenkung mit Legionellen kontaminierte Trinkwasserinstallation zu sanieren, erfordert erheblichen technischen und organisatorischen Aufwand. Unbedachte, laienhafte Handlungen und Eingriffe an solchen Systemen sind für alle Nutzer gesundheitsgefährdend. Eine Sanierung ist mit nicht unerheblichen Kosten für Gefährdungsanalysen, Reinigungen, Desinfektionen etc. verbunden, die einen möglichen Energiespareffekt um ein Vielfaches übertreffen.

Laut der „Kollisionsregel Trinkwasserverordnung und Gebäudeenergiegesetz“ des Umweltbundesamtes steht „der Schutz der menschlichen Gesundheit eindeutig über der Intention zur Energieeinsparung.“

Informationen und Tipps für Mieter, Haus- und Wohnungsbesitzer zu gesundheitlichen Aspekten einer Trinkwasserinstallation sind zu finden unter:
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/ratgeber-trink-was-trinkwasser-aus-hahn

Für Fragen steht das Gesundheitsamt gerne zur Verfügung.

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Legionellose.html